#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #36
Aufgabe:
Meine Aufgabe ist das Titelbild des Buches „Vagabond Photographer“ nachzustellen, zu interpretieren, oder , oder ....
Das Bild wurde von Sergio Larrain im Jahr 1952 in der Passage Bavestrello von Valparaiso (Chile) aufgenommen.
Kurz zu meiner Person:
Die Fotografie begleitet mich, mal mehr mal weniger, seit ich mir mit 14 Jahren meine erste Kamera kaufte. Meine Erfahrungen im Bereich Fotografie reichen also bis in das Zeitalter der schwarz/weiß-Filmentwicklung zurück, welche ich noch im privaten Keller gemacht habe. Mein Themenschwerpunkt liegt zur Zeit zwar auf der Streetfotografie, aber ich habe auch viel Freude dabei andere Motive zu fotografieren.
Mein Aufgabenbild:
Ohne vorher etwas über den Fotografen oder über das Bild zu lesen schaute ich mir das Bild unvorbelastet an und liess es auf mich wirken.
Folgendes sah ich:
Zwei Kinder gehen hinter einander den gleichen Weg. Sie haben die gleiche Frisur und tragen das gleiche Kleid. Es könnten Zwillinge sein. Es ist Sommer, denn sie tragen leichte Sommerkleider. Die harten Schatten mit ihrem starken Kontrast, auch in der Beleuchtung der Kinder, bestätigen das.
Mein Blick wandert auf einer fast diagonalen Linie zwischen den Kindern hin und her. Jedes scheint eine Flasche mit Getränk zu tragen. Wenn man genau hinschaut trägt auch das weiter entfernte Kind eine Flasche, jedoch in der anderen Hand. Ihr Weg scheint weit zu sein, weil sie etwas zu trinken dabei haben. Er führt nach unten, eine Treppe hinab, aber nicht in einen Keller sondern anscheinend in eine Unterführung. Das erkenne ich daran, dass es viel Raum über den Kindern gibt. Die Kinder befinden sich im unteren Drittel des Bildes und die gedachte Linie zwischen ihnen ist außermittig. Ferner entfernen sich die Beiden vom Fotografen.
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Meine Geschichte zum Bild:
Die Zwillinge gehen den gleichen Weg, abwärts aber scheinbar unbefangen in eine Unterführung. Was erwartet sie dahinter? Wohin führt der Weg sie? Sie ahnen, dass es ein weiter Weg wird und haben Getränke dabei. Wann und wie werden sie zurückkommen? Und hier setzte meine Inspiration bzw. Idee an. Ich nahm das Bild als Inspiration auf um MEINE Geschichte weiter zu führen. Nach dem langen Weg und der langen Dauer gehen die Mädchen nun als ältere Frauen die Treppe wieder hoch um zu ihrem Ursprung zurück zu kommen.
Umsetzung:
Meine Bildelemente habe ich fast komplett gegensätzlich gewählt: Ich lasse die Mädchen als ältere Frauen zurückkehren. Die Unbefangenheit, die ich in den leichten Sommerkleidern sehe, verkehrte ich durch die schwere steife Winterkleidung und die Jahreszeit (Schnee auf den Stufen) in die Last eines schweren langen Lebens. Die Frauen gehen den Weg der Mädchen zurück an die Oberfläche, quasi zu ihrem Ursprung. Aber während beide Kinder eine Flasche trugen, bringt nur eine der Frauen eine Tasche mit. Während die Kinder von einem höheren Standpunkt aus gezeigt werden, zeige ich die Frauen von einem niedrigeren Standpunkt aus. Realisiert habe ich das Bild nicht wie das Ursprungsbild durch eine Doppelbelichtung, sondern durch eine Bildmontage.
Buchtext:
Dann nahm ich mir noch den Text im Buch vor. Die Doppelbelichtung im Original- Bild hatte ich nicht erkannt und erst durch den Begleittext zu dem Bild zur Kenntnis genommen.
Die Erklärung zu dem Bild aus dem Buch konnte ich nicht nachvollziehen. Auf YIN-and-Yang-like Balance wäre ich nie gekommen. Aber das macht nichts, denn früher hatte ich im Deutsch Unterricht auch immer eine andere Interpretation erstellt als sie der Lehrer lesen wollte. (Das gab natürlich schlechte Noten.
(Aber aus dem Jungen ist doch trotzdem etwas geworden.) Weiter möchte ich auf den Text nicht eingehen, denn meiner Meinung nach trägt er nichts weiter zu dem Bild bei.
Kleiner Steckbrief des Fotografen:
- Der Fotograf Sergio Larrain, wurde 1931 als Sohn einer der reichsten Familien in Santiago / Chile, geboren und gilt als der bedeutendste chilenische Fotograf
- 1959 trat er Magnum Photos als Associate bei und wurde 1961 Vollmitglied.
- Er betrieb Straßenfotografie mit dem Schwerpunkt: Straßenkindern, mit "Schatten und Winkeln“
- Etwas mehr als zehn Jahre lang arbeitete er professionell und hörte 1972 auf zu arbeiten
- Er folgte dem bolivianischen Guru Oscar Ichazo. Dabei zog er sich aus dem öffentlichen und beruflichen Leben zurück und lebte in dem chilenischen Bergdorf, Tulahuén
- 2012 starb er im Alter von 80 Jahren.
- 2013 erschien das Buch Sergio Larrain , „Vagabond Photographer“ von Agnès Sire.
Ich hoffe, dass Ihr ein wenig Freude an meinem Bild und meinen Ansichten hattet. Ich habe noch nie so viel Zeit mit einem Bild verbracht. „Danke“ an Ulrike, die sich mir als Model zur Verfügung stellte und „Danke“ auch für dieses tolle Projekt.
Kierspe, 28. Januar 2021, Rüdiger vom Brocke
www.vombro-fotografie.de
vombro@web.de