#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #37

Als ich das Buch in den Händen hielt und meine Aufgabenseite aufschlug, bekam ich große Zweifel ob das eine gute Idee war mich für dieses Projekt anzumelden. Ich habe bisher im Bereich Streetfotografie noch gar nichts gemacht und wegen der aktuellen Corona Lage hatte ich zunächst keine Idee wie ich das umsetzen könnte.

Das Bild:

Das Bild in s/w zeigt eine quirlige Straßenszene mit Kindern und einem Mann, den ich jedoch anhand der Kleidung nicht als Bettler bezeichnen würde. Zwei der Kinder richten ihre Aufmerksamkeit direkt an den Fotografen, ebenso der Mann im Hintergrund. Sie wollen offensichtlich etwas von ihm, strecken auch die offene Hand entgegen, betteln sie oder verlangen sie Geld für das Foto? Sie scheinen alle freundlich zu sein. Die Gasse ist eng, im Hintergrund erscheinen die Häuser sehr hell, die Sonne stand wohl sehr hoch zum Zeitpunkt der Aufnahme.

Der Fotograf

Bruno Barbey, geb. 1941 in Marokko fotografierte zwischen 1961 und 1964 eine Serie in Italien. Aus dieser Serie stammt das Bild “Children and a Beggar“. Die Fotografien aus Italien von Bruno Barbey sind nicht so bekannt wie spätere Werke von ihm, sie waren jedoch der Beginn seiner Zusammenarbeit mit der Fotoagentur Magnum, in die er 1968 als Vollmitglied aufgenommen wurde. Er war 1978 - 1979 Magnum-Vizepräsident für Europa und von 1992 bis 1995 Präsident von Magnum International. Bruno Barbey war in vielen Kriegs- und Krisengebieten der Welt unterwegs um sie zu dokumentieren, er legte viel Wert darauf, dass er kein Kriegsreporter, sondern Reportagefotograf ist.

Mit der Fotoserie über Italien wollte Bruno Barbey den Geist der Nation zu Beginn der 60ger Jahre dokumentieren. Diese Bilder wurden im Buch “The Italiens“ 2002 veröffentlicht.

Bruno Barbey verstarb am 9. November 2020

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Meine Herangehensweise

Zunächst hatte ich gar keinen Ansatz wie ich die Aufgabe hätte umsetzen können und recherchierte weiter über Bruno Barbey und seine Arbeiten. Irgendwann hatte ich dann eine Idee, die aber recht weit hergeholt und auch sehr kompliziert zu erklären gewesen wäre und so folgte ich einem Verschlag aus der Community, ich solle doch einfach mal in eine Altstadt gehen. Vielen Dank an dieser Stelle für die zahlreichen Vorschläge und Ideen aus der Gruppe.

Quirliges Straßenleben in einer Altstadt wäre ein Ansatz gewesen, doch zu Zeiten von Corona, ist das etwas schwierig. Ich fuhr also los, lief durch die Altstadt und machte Fotos, die aber leider alles andere als quirliges Straßenleben zeigten, noch dazu sollte das Foto ja auch DSGVO konform sein.

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Weil Fastnachtszeit war, hatte ich die Hoffnung, dass etwas mehr auf den Straßen los sei und ich vielleicht auf maskierte Narren treffen würde. Doch diese Hoffnung zerschlug sich, weil alle Veranstaltungen, Treffen und Versammlungen durch die Polizei verboten wurden. Leider wurde auch die Altstadt nicht fastnachtstypisch mit Bändern und Girlanden geschmückt.

Aber ein Foto der menschenleeren Altstadt wollte ich dann doch auch nicht einreichen und so hatte ich die Idee statt mehrerer Personen nur eine Person zu fotografieren. Altstadt sollte bleiben, das Wetter war in dieser Woche klar und sonnig – Regen wäre mir doch tatsächlich lieber gewesen und dann eben nichts quirliges, etwas mit Aufmerksamkeit, so in der Art stellte ich es mir vor.

In meiner Familie erklärte sich auch jemand bereit mir als Komparse zur Verfügung zu stehen, wenn man nicht erkennt um wen es sich handelt.
Fotografiert habe ich mit meiner alten Olympus em10 mit Kit-Objektiv M.Zuiko 14-42mm in 14mm Brennweite und eingeschaltetem Art-Filter. Es erfolgte keine weitere Bearbeitung, das Bild kam so aus der Kamera.

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Genau in dem Moment als ich den Auslöser betätigen wollte, zog jemand im Haus gegenüber eine Jalousie hoch und beide Hunde blickten in Richtung des eigenwilligen Geräusches.

Fazit, was habe ich gelernt?

Das Projekt finde ich richtig spannend. Es war für mich das erste Projekt in dieser Form, an dem ich teilnehmen durfte. Der Grund, weshalb ich mich damals gleich um die Teilnahme beworben hatte war, dass ich die Komfortzone verlassen wollte und das hat mehr als funktioniert. Die Möglichkeit etwas komplett anderes zu versuchen und sich intensiv mit einem vorgegebenen Fotografen zu befassen, finde ich super. Streetfotografie ist für mich absolutes Neuland und da werde ich versuchen weiter zu machen. Allerdings finde ich eine bestimmte Vorgabe zu erfüllen ohne sie zu kopieren schon recht schwierig, zumal ja auch eine Zeit vorgegeben war. Zu Beginn habe ich mich dann auch gleich wirklich richtig verzettelt und einen komplett falschen Ansatz verfolgt. Hier hat sich gezeigt, dass man nicht alles unnötig verkomplizieren sollte, denn sonst geht der Spaß an der Sache sehr schnell verloren.

Mein Dank

Besonderen Dank möchte ich an Frank Fischer aussprechen, einmal für das Projekt an sich und die Arbeit, die er damit hat und natürlich für ein sehr freundliches und konstruktives Telefonat, das wir geführt haben – am Sonntag Spätnachmittag. Dankeschön dafür.
Ebenso ganz besonderen Dank an Christian Groß (Aufgabe #4), der mir den Tipp “Altstadt“ gegeben hatte.

Zu meiner Person

Jörg Lang, Baujahr 1970 aus Moos am Bodensee. Ich habe mir nach einem Motorradunfall 2013 ein neues, weniger gefährliches Hobby gesucht und mir eine Olympus OMD EM10 gekauft und angefangen zu knipsen. 2016 machte ich dann den ersten Fotokurs und bekam dadurch ein erstes Verständnis was Fotografie denn wirklich bedeutet. Mein bevorzugten Motive sind Landschaften, Tiere oder auch Pflanzen. Nun kommt das Thema Streetfotografie noch hinzu, weil ich es richtig spannend finde. In der letzten zeit befasste ich mich sehr innig mit alten, analogen Objektiven an meiner OMD EM5 Mk 3, die ich als MFT Fan direkt gekauft habe, als sie am Markt verfügbar war.

Jörg Lang, Moos im Februar 2021