#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #40
#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #40
Ich heiße Birgit Fischbeck und komme aus Magdeburg. Inspiriert durch einen nahen Verwandten habe ich bereits als Kind gerne fotografiert.
Danach lag der Fotoapparat viele Jahre im Schrank und wurde nur zu wichtigen Anlässen herausgeholt.
2016 habe ich mich wieder an mein früheres Hobby erinnert. Seit dem fotografiere ich mehr oder weniger regelmäßig, aber immer mit großer Freude.
Als ich von dem Projekt hörte, war mir klar, dass die Teilnahme eine große Herausforderung für mich darstellt. Jetzt liegen genau 10 Tage zwischen der ersten Begegnung mit „meinem“ Fotografen, Bruce Davidson, seinem Foto - Widow of Montmartre, Paris, France, 1956 und meinem Bericht.
Bereits im Vorfeld hatte ich mir überlegt, dass ich folgendermaßen vorgehen möchte:
1. Das Foto auf mich wirken lassen und spontan eine Idee zur Umsetzung entwickeln.
2. Informationen über den Fotografen sammeln.
3. Das Foto analysieren. Welche Situation sehe ich, welche Personen, welche Objekte?
4. Wie ist die Lichtstimmung? Welche Tageszeit, Jahreszeit usw. könnte es sein.
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Bruce Davidson wurde 1933 in Illinois, USA, geboren. Er begann bereits mit 10 Jahren zu fotografieren. Später lernte er den Beruf des Fotografen und studierte Fotografie.
In seinen Bildern spürt man die räumliche und emotionale Nähe zwischen ihm und seinen Protagonisten, sieht die Neugier auf eigenwillige Charaktere und seine hingebungsvolle
Achtsamkeit. Bereits mit 26 Jahren, im Jahr 1959, wurde er Mitglied der Agentur Magnum Photos Fotografenkooperative. Er gilt als prägendster Fotograf der Agentur.
Aus seiner Biografie und einem Interview auf dem Wiener Fotobuchfestival am 12.10.2017 ist mir folgende Aussage besonders in Erinnerung geblieben:
"Die Kamera hat mir Manieren beigebracht. Mit ihr lernte ich, wie man sich respektvoll verhält." Ich meine, dass ist eine wichtige Botschaft für die Streetfotografie.
Mit der Fotografie Geschichten zu erzählen, ist etwas, was ich für mich und meine weitere Bildgestaltung mitnehme.
Die Geschichte hinter meinem zu interpretierenden Foto stellt sich wie folgt dar:
… acht Treppen hoch, unter dem dünnen Dach einer Mansarde lebte eine alte Witwe … Jeden Tag ging sie auf die Straße, die voller Touristen war, die die Vergangenheit suchten, und kaufte Blumen,
um sie unter das Selbstporträt Ihres verstorbenen Mannes zu stellen…
Auf dem Foto sehen wir einen kleinen Park zwischen zwei Straßen, im Hintergrund das Wohnhaus der Witwe. Auf einer Bank sitzt im Vordergrund ein gut gekleidetes Pärchen und weiter hinten sitzen weitere Menschen versunken in ihrer
Lektüre. Die Witwe in der Mitte verlässt ihren Platz, versunken in Gedanken, weshalb, lässt sich nur erahnen.
Ich habe beim ersten Hinschauen die Lebenszyklen der Menschen auf dem Foto gesehen. Die wollte ich in meine Interpretation übernehmen. Nach dem ich die Geschichte zu dem Bild kannte, sollten zusätzlich auch die Blumen
in mein Foto integriert werden.Ich stellte mir vor, dass die Witwe beim Verlassen der „Bühne“ eine Handtasche mit Blumen für den verstorbenen Ehemann in der Hand trägt.
Die gebückte Haltung der Witwe wollte ich bewußt nicht in die heutige Zeit transportieren. Die Menschen altern anders als vor 60 Jahren.
Das Liebespaar vorne links im Bild strahlt auch durch die helle Kleidung der Frau, im Gegensatz zur dunklen Kleidung der Witwe, Leben aus. Die helle Kleidung war für mich bildbestimmend und findet sich deshalb auch in meinem Foto wieder.
Die Unschärfe auf der vorderen und auf der hinteren Bank habe ich bewußt auch in mein Foto übernehmen wollen.
Die Suche nach einer geeigneten Location führte mich an verschiedene Plätze in Magdeburg. Letztendlich habe ich den kleinen Park gewählt. Die Häuser im Hintergrund und die Anordnung der Bäume runden das Bild ab und sind angelehnt an das Original.
Ich habe mich erstmalig mit so einem Projekt und mit Streetfotografie beschäftigt. Dabei habe ich wieder einmal viel gelernt und eine völlig neue Sichtweise bekommen.

Ich hoffe, dass meine Freude an der Entstehung des Bildes auch ein wenig auf euch übergeht.
Vielen Dank Frank für das tolle Projekt. Ich bin auf viele weitere Interpretationen der 100 ikonischen Streetfotos gespannt.