#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #78
William Albert Allard, amerikanischer Fotograf, der durch seinen Bild-Stil und seine Art, National Geographic nach vorne gebracht hatte. Seine eigentliche Motive liegen eher im mittleren Westen der USA, also Cowboys,Prärien etc.
Aber eines seiner Lieblingsbilder, dass ich interpretiert neu fotografiert habe, ist 1967 in Frankreich entstanden. Es zeigt zwei baskische Mädchen, die im Abendlicht die Straße nach Hause hinunterlaufen, da ihre Mutter sie gerufen hatte.
Allard fotografiert, pionierhaft in Farbe, also musste mein Bild auch auf jeden Fall in Farbe sein! Kodakfilme! Ich suchte mir ein JPEG-Rezept für meine Fuji X100v heraus um diese tolle Farben mit Körnung auf meine Kamera zu adaptieren. Der Weisabgleich wird hierbei auch verschoben.
Allard ist auch bekannt dafür, das Menschen in seinen Bilder eine gewisse Intimität aufweisen. Ist das zu schaffen!? Er selbst sagte in einem Interview: „Ich möchte das Publikum mit den Leuten auf den Fotos vertraut machen – selbst wenn geografische, sprachliche oder kulturelle Grenzen zwischen ihnen liegen“. Die Messlatte liegt hoch….
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Mein erster Gedanke:
OMG: wo bekomme ich Kinder für ein solches Bild her?
Welche Location könnte passend sein?
Ich überlegte in der Nähe meiner Arbeitsstelle einen Waldweg zu nutzen und anstelle der Kinder vielleicht zwei meiner Azubis als Statisten zu fragen. Doch eine hat ab morgen Urlaub. Mist. In meiner Pause schaute ich mir die Location trotzdem noch an und verwarf die Idee ganz schnell wieder.
Im Ursprungsbild wurde von oben auf die Szene drauf fotografiert. Da fiel mir eine Stelle in Saarbrücken ein, die ich gerne für meine Street-Workshops nutze. Sie liegt an der Saar-Promenade und man gut von oben auf einen Weg am Flussufer sehen.
Bildanalyse:
- Zwei Kinder, die Spaß haben, laufend, von hinten, auf Heimweg
- Landschaft
- Von oben
- „Eyecatcher“ weißes Haus
- „Lichtfalle“ bzw. starke Vignette
- Sonnenuntergang
- Farbe! Kodakfilm, dunkle warme Farben, Analogstyle
- Brennweite: 35-50 mm
- Wegführung: ins Bild rein hin zum Eyecatcher
Das Bild entstand 1967 – kann man es in 2022 umsetzen? Die Freude der Darsteller sollte erkennbar sein. Farbe!
Umsetzung:
Gesagt, getan fuhr ich nach der Arbeit nach Saarbrücken (Sonnenuntergang) und begab mich an meine Location. OMG – Sonne, so viele Menschen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Bei der Wärme und Sonne war die Galerie am Saar-Ufer überbevölkert, trotz Corona! Ich fand nur schlecht eine freie Stelle um den Blick auf ein am Ufer liegendes Schiff als Hintergrund (Eyecatcher) zu erhalten. Auf einer Bank lagen zwei junge Frauen, die mit ihren Handys die Köpfe zusammengesteckt hatten und lachten. Das muss es sein! Also machte ich mal ein paar Bilder, war aber nicht wirklich zufrieden.
Beim Schlendern (Streetfotografie-Lauerstellung!) über die Galerie zog es mich in einen Hausdurchgang. Plötzlich wurde es sehr laut und zwei Jungs rasten mit ihren Rollern durch die Hausdurchgänge. Es ging alles sehr schnell, hoffte aber, dass die beiden bei ihrer Rundfahrt nochmals an dieser Stelle vorbeikommen, denn hier war das Licht mit dem Schatten optimal.
So kam es auch, aber alles ging so schnell, dass ich nur kurz draufhalten konnte und zwei Bilder machte, von denen das erste komplett verwackelt war und das zweite: Volltreffer! Dieses Bild gefiel mir sofort.
Beide Kinder in Action, die Gesichter etwas weggedreht (DSGVO-Konform).
Die Linienführung: passt
Das Licht: passt
Lichtfalle: Habe ich, jeah!
Die Farbgebung: passt, Fuji sei Dank, der Analogstyle ist so lala
Ich hatte sogar einen „Eyecatcher“, das im Hintergrund stehende Plakat, im Bild.
Das Foto entstand jetzt zwar nicht in einer Landschaft, aber in einer „Stadtlandschaft“. Für mich geht das i.O.
Mir gefällt die Umsetzung sogar richtig gut.
„Ich möchte das Publikum mit den Leuten auf den Fotos vertraut machen – selbst wenn geografische, sprachliche oder kulturelle Grenzen zwischen ihnen liegen“
Ist das so? Das müsst ihr entscheiden.
Learnings:
Planen kann man viel, am Ende kommt es immer anders als gedacht! Sei bereit!
Danke an Frank für die Idee und Organisation dieses Projektes. Hat Spaß gemacht.
Allen anderen weiteren Fotografen wünsche ich auch viel Erfolg bei Ihren Umsetzungen.
Tholey, März 2022
Carsten Schröder